Rezension - Nacktschnecken der Weltmeere

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Nacktschnecken der Weltmeere

Rudie H. Kuiter & Helmut Debelius (2007)

Festeinband, 205x280 mm, 362 S., etwa 2.500 Farbphotos.

1. Auflage. Deutsch.

Kosmos Verlag, Stuttgart.

ISBN 978-3-440-11133-4.   D 49,90 €.

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Die beiden Autoren haben sich bereits mit zahlreichen Publikationen über die Fauna der Weltmeere einen Namen gemacht, doch dieses kann man wohl als echtes Meisterwerk bezeichnen. Eine Tiergruppe, die als schleimige braune oder schwarze Gesellen jeden Kleingärtner zur Verzweiflung bringt, entfaltet im Meer eine Farben- und Formenpracht, wie man sie vielleicht nur noch bei den Käfern findet.
Man erfährt, daß diese Tiere wenig Ambitionen haben, eine Anpflanzung in eine Wüste zu verwandeln, sondern wohl ausschließlich von anderen Tieren leben. Die Systematik der Weichtiere und die Stellung dieser Nacktschnecken (Nudibranchier) innerhalb dieses Stammes wird dargelegt. Die vier Unterordnungen Doridina, Arminina, Dendronotina und Aeolidina werden mit ihren Merkmalen sowie der weiteren Untergliederung vorgestellt.
Ansonsten erstreckt sich der anschaulich gestaltete Einleitungsteil, die einzelnen Körpermerkmale werden anhand farbiger Beispiele illustriert, nur über wenige Seiten, was nicht an der Recherche liegt, sondern vielmehr daran, daß diese Tiere bis in die Neuzeit von der Wissenschaft nur recht stiefmütterlich behandelt wurde.
In der Meeresaquaristik werden immer häufiger marine Nacktschnecken einzig für Versuche zur Verhungerungsdauer eingeführt, da viele Arten strikte Nahrungsspezialisten sind oder über ihre Nahungspräferenzen schlicht und einfach nichts bekannt ist. Schon deswegen kann man das Erscheinen dieses Werkes nur begrüßen. Der Hauptteil stellt, systematisch angeordnet, die einzelnen Gruppen vor, wobei für jede Familie kurz die Merkmale und biologische Eckdaten gegeben werden. Bei den einzelnen Arten erfährt man etwas über die Verbreitung, die Erkennungsmerkmale und die Größe - mehr dürfte in den meisten Fällen auch nicht bekannt sein.
1.200 Arten,  Vertreter aus etwa 30 Familien werden vorgestellt, womit ein umfassender Überblick über die Vielfalt dieser Tiere erreicht wird.
Das Buch behandelt die Nacktschnecken aller Meere, es geht also über die oft anzutreffende Beschränkung auf die Organismen wärmerer Meere deutlich hinaus und integriert auch echte Kaltwasserarten.
Vermutlich reicht die Phantasie keines Menschen aus, um die doch recht einheitliche Körperform, die an einen flachen Radiergummi erinnert, in einer solchen Vielfalt abzuwandeln. Knallige Plastikfarben, leuchtende Farbtupfer auf fast unsichtbarem Körper, blumenstraußartig mit buntesten Tentakeln, Stacheln, Zapfen oder Lappen versehene Kiemenbüschel, neonleuchtende Netzstrukturen auf durchsichtigem Körper - die Formen sind fast unüberschaubar. Wenn Sie sich wundern, wieso auf der S. 311 plötzlich Quallen abgebildet werden - sehen Sie genauer hin. Es handelt sich um die Mundöffnung der an der Westküste Nordamerikas verbreiteten Nacktschnecke Melibe leonina (Gould, 1852).
Der fünfseitige Index am Ende demonstriert die Artenzahl noch einmal eindrücklich.
Es bleibt zu hoffen, aber auch zu erwarten, daß dieses Buch den Meeresnacktschnecken noch mehr Interesse entgegenbringen wird und dadurch auch das Wissen über ihre erfolgreiche Haltung und Zucht im Aquarium zunimmt, sind sie doch durch ihre faszinierenden Formen und ihre farbliche Schönheit wie kaum ein anderes Meerestier als Sympathieträger geeignet und könnten so auch als hervorragende Werbeträger für den dringend notwendigen Schutz unserer Meere agieren.
Sie interessieren sich nicht für Schnecken? Holen Sie sich dieses Buch, wir reden dann nochmal.

Oliver Zompro

 

 

 

 

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